Ich glaube an Dich: das „Programm“ der Fastenzeit

Christsein bedeutet nicht nur, einer bestimmten Lehre folgen, eine bestimmte Ethik oder Moral vertreten, es bedeutet das Ja zu einer Person, dem menschgewordenen Gottessohn.

Auf die Frage: Was ist das Christentum? kann man nicht mit einem Begriff, kann man nicht abstrakt antworten. „Es gibt keine Lehre, kein Grundgefüge sittlicher Werte, keine religiöse Haltung und Lebensordnung, die von der Person Christi abgelöst, und von denen dann gesagt werden könnte, sie seien das Christliche. Das Christliche ist er selbst.“ (R. Guardini)

Christsein bedeutet Christus als Gott und Herrn bekennen, so wie der Apostel Thomas nach der Auferstehung Jesu ausruft: Mein Herr und mein Gott! (Joh 20,28) und damit Gott huldigt, der sich im auferstandenen Sohn offenbart.

Der Name der Wahrheit ist Christus

Die Freiheit hat einen Namen, die Barmherzigkeit Gottes hat ein Antlitz, die Wahrheit hat eine leibhafte menschliche Gestalt: Jesus Christus. Die Wahrheit hat, wie es Kardinal Lehmann bisweilen ausdrückt, eine Reihe von Vornamen: „Friede“, „Solidarität“, „Mitmenschlichkeit“, „Werte“ usw. Ihr eigentlicher Name aber, ihre Verkörperung, ist Christus. Die zentrale Formel des christlichen Glaubens heißt daher nicht: Ich glaube etwas, sondern: Ich glaube an Dich.

"Christlicher Glaube lebt davon, dass es nicht bloß objektiven Sinn gibt, sondern dass dieser Sinn mich kennt und mich liebt, dass ich mich ihm anvertrauen kann mit der Gebärde des Kindes, das im Du der Mutter all sein Fragen geborgen weiß. So ist Glaube, Vertrauen und Lieben letztlich eins. Und alle Inhalte, um die der Glaube kreist, sind nur Konkretisierungen der alles tragenden Wende, des ‚Ich glaube an Dich' – der Entdeckung Gottes im Antlitz des Menschen Jesus von Nazareth“ (J. Ratzinger, Einführung in das Christentum, München 1968, S. 53).

Christus kennenlernen ist ein Abenteuer

„Nein, keine Formel wird uns retten“, so sagte Johannes Paul II. zum Heiligen Jahr 2000, „sondern eine Person, und die Gewissheit, die sie uns ins Herz spricht: Ich bin bei euch! Es geht also nicht darum, ein ‚neues Programm' zu erfinden. Das Programm liegt schon vor: Seit jeher besteht es, zusammengestellt vom Evangelium und von der lebendigen Tradition. Es findet letztlich in Christus selbst seine Mitte. Ihn gilt es kennenzulernen, zu lieben und nachzuahmen, um in ihm das Leben des dreifaltigen Gottes zu leben und mit ihm der Geschichte eine neue Gestalt zu geben, bis sie sich im himmlischen Jerusalem erfüllt“ (Apost. Schreiben Novo Millenio ineunte, Nr. 29).

Im Grunde haben wir damit auch schon das entscheidende Programm für diese Fastenzeit: Christus tiefer kennenlernen, ihn mehr zu lieben und ihn entschiedener nachzuahmen. „Wenn man sich auf ihn einlässt, wenn man es wirklich mit Gott zu tun bekommt, dann beginnt das große Abenteuer. Von Langeweile ist da keine Spur. Dann wird es spannend“ (F. Kamphaus). Wer sich auf Gott, wer sich auf Christus einlässt, für den beginnt das Abenteuer der Liebe zu unserem Gott und zu unserem Nächsten. Zu Beginn der österlichen Bußzeit sollten wir dieses Abenteuer neu wagen.

von Jürgen Eberle