Feinfühlig im Umgang mit anderen: wie Toni Zweifel es machte

Wie war Toni Zweifel? Der christliche Glaube hatte aus Toni einen sehr umgänglichen Menschen gemacht: gutgelaunt, feinfühlig und hilfsbereit. Er strahlte Zuversicht aus. Einige Beispiele aus seinem Leben finden sich im Infoblatt Nummer 7 über seinen Seligsprechungsprozess.

Nach einer beruflichen Besprechung am Sitz der Limmat Stiftung in Zürich brachte Toni Zweifel den Franzosen Michel Baroni mit dem Wagen zum Hauptbahnhof. Unterwegs gerieten sie in einen kleinen Stau, und es wurde immer fraglicher, ob man den Zug nach Paris noch erreichen würde. Da ließ Toni seinen Gast an einer bestimmten Stelle aussteigen und schickte ihn zu Fuß auf eine Abkürzung. Doch umsonst, Baroni kam zwei Minuten zu spät.

Der Zug von Zürich nach Paris wartete zwei Minuten

Wie groß aber war seine Überraschung, als er auf dem Bahnsteig nicht nur den wartenden Zug, sondern auch Toni antraf. Dieser war mit dem Wagen doch noch rechtzeitig angekommen und hatte den Zugführer veranlasst, mit der Abfahrt bis zum Eintreffen Baronis zu warten. «Du siehst», sagte er lächelnd zu ihm, «für einen Franzosen sind wir in der Schweiz zu allem bereit, wir lassen sogar einen Zug verspätet abfahren!»

Von Josefmaria gelernt: Nächstenliebe gehört primär ins Zusammenleben

Diese Anekdote illustriert treffend die typische Art und Weise, wie Toni sich um die Bedürfnisse der anderen kümmerte: zuvorkommend und nicht selten erfinderisch. Vom heiligen Josefmaria hatte er gelernt, dass sich die Nächstenliebe – die Caritas – nicht im organisatorischen und finanziellen Einsatz für humanitäre Ziele erschöpft, sondern zuerst und vor allem das Zusammenleben mit jenen prägen muss, mit denen man persönlich zu tun hat.

Tonis Gesellschaft empfand man als Gewinn: Es war seine liebenswürdige Art

In Tonis Gesellschaft fühlte man sich wohl. Stets war er verfügbar für Gespräche, Hausarbeiten oder die Lösung von konkreten Problemen. Das war schon deswegen nicht selbstverständlich, weil er mit vielen schwierigen Aufgaben befasst war. Er teilte seine Zeit oft auf die Minute genau ein, und entsprechend musste er bei einem unvorhergesehenen Zwischenfall sein Programm umstellen. Das tat er stets auf die liebenswürdige Art und Weise.

Wegen Depressionen: viele Telefonate und freie Tage für seine Mutter

Besonders liebevoll nahm er sich seiner Mutter an. Sie litt mit zunehmendem Alter an Depressionen und suchte in ihm immer wieder eine moralische Stütze. Toni widmete ihr viele lange Telefonate und rang sich freie Tage ab, um zu ihr zu reisen und sie zu begleiten und aufzurichten.

Toni schrieb sich die Vorzüge anderer auf, wenn sie seine Geduld herausforderten

Wie jeder, der familiär und beruflich mit Menschen zu tun hat, so stieß auch Toni auf die Fehler und Grenzen der anderen. Er begegnete ihnen mit viel Verständnis und Geduld. Um nicht in eine negative Haltung zu fallen, konzentrierte er sich bei jeder Person bewusst auf ihre positiven Seiten, die er dann aufrichtig bewunderte. Manchmal ging er so weit, diese Vorzüge schriftlich zu notieren und im Gebet zu betrachten. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, jemanden auf seine Fehler aufmerksam machen, wenn es objektiv und angebracht war; aber auch dies tat er stets wohlwollend und ohne Schulmeisterei.

Wenn seine Eile andere störte, änderte er seine Gewohnheit

Umgekehrt ließ er selbst sich auch korrigieren. In jüngeren Jahren trieb er die Ausnützung der Zeit bisweilen allzu sehr auf die Spitze. Aus diesem Grund verließ er das Haus nach dem Kaffee am frühen Nachmittag jeweils in Windeseile Richtung Büro. Eines Tages wies ihn jemand darauf hin, dass dies eine gewisse Unruhe und Spannung bei den anderen auslöste. Daraufhin änderte Toni sogleich seine Gewohnheit: Von nun an blieb er jeweils noch ein paar Minuten zu Hause und erledigte ein paar Dinge, bevor er an den Arbeitsplatz zurückkehrte.

Trotz Medienkampagne gegen sein Projekt: Er machte keine negativen Kommentare

Wurde Toni ungerecht behandelt, reagierte er gelassen und liebevoll. Das zeigte sich besonders eindrücklich, als er kurz davorstand, sein Projekt eines internationalen Tagungszentrums zu verwirklichen. In dieser Phase wurde eine massive, viele Monate dauernde Medienkampagne dagegen entfesselt, mit Demütigungen und falschen Behauptungen, so dass das Projekt auf der Zielgeraden zu Fall kam. Eine jahrelange, von ihm in lauterster Absicht geleistete Aufbauarbeit wurde so zerstört. Dennoch entfuhr ihm in dieser ganzen Zeit kein einziger bitterer oder abschätziger Kommentar, nicht einmal im privaten Kreis.

Kurzum: Der christliche Glaube hatte aus Toni einen sehr umgänglichen Menschen gemacht: gutgelaunt, feinfühlig, hilfsbereit, Zuversicht ausstrahlend. Bei ihm wurde das vielzitierte Ideal der Nächstenliebe ganz konkret.

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