Beitrag von Msgr. Ocariz anlässlich der Bischofssynode

Am 3. Oktober 2018 beginnt in Rom die Generalversammlung der Bischofssynode. Sie wird sich über drei Wochen dem Thema Jugend widmen. Aus diesem Anlass hat die Madrider Tageszeitung ABC am 18. September einen Beitrag von Msgr. Fernando Ocariz, dem Prälaten des Opus Dei, veröffentlicht. Hier die deutsche Übersetzung.

Licht zur Erkenntnis, Kraft zur Liebe

„Fürchte dich nicht. Von nun an wirst du Menschenfischer sein.“ Mit diesen Worten verändert Christus das Leben des Simon. Von da an kennt der Fischer aus Galiläa das Wozu seines Lebens. Wie er stellt sich jeder Mensch früher oder später die Frage: Wozu bin ich da?

In Kürze wird die Bischofssynode in Rom über ihr Thema „Die Jugendlichen, der Glaube und die Erkenntnis der Berufung“ nachdenken. Bitten wir den Heiligen Geist, dass er die Väter der Synode erleuchtet, und nutzen wir diese Gelegenheit, unseren eigenen Weg zu betrachten. Denn wir alle haben eine göttliche Berufung. Wir alle sind von Gott zur Einheit mit Ihm berufen.

Der Glaube ist ein starkes Licht, das die eigene Zukunft zu erhellen und den Wunsch nach Lebensfülle zu wecken vermag. Wenn einmal die Sicherheiten der Kindheit ins Wanken geraten und auch das Licht des Glaubens schwächer werden sollte, tut es not, sich an die tiefste Wahrheit unserer Existenz zu erinnern: Wir sind Kinder Gottes und wurden aus Liebe geschaffen. Kein Ruf ist so radikal wie der Ruf Gottes. Er ruft jede und jeden einzelnen von uns, bei Ihm glücklich zu werden. Der Schöpfer entlässt uns nicht ins Leben und vergisst uns dann. Erschaffen heißt lieben und rufen. So muss die Entdeckung des eigenen Weges stets vom Glauben an die Liebe Gottes zu uns, für jeden einzelnen erleuchtet sein.

„Fürchte dich nicht“, sagt Jesus zu Petrus. „Habt keine Angst, auf den Geist zu hören, der Euch zu mutigen Entscheidungen drängt“, schrieb der Papst in seinem Brief an die Jugendlichen zur Ankündigung dieser Synode. Sich selbst auf die Suche machen kann eine gewisse Unruhe erzeugen, weil uns die Freiheit schwindlig werden läßt. Werde ich glücklich sein? Bin ich stark genug? Lohnt sich eine feste Bindung? Doch selbst dann lässt uns Gott nicht allein. Er wird uns beflügeln, wenn wir nur auf Ihn hören. Das ist es, worum wir Ihn bitten, so oft wir das wunderschöne Gebet sprechen: „Dein Wille geschehe im Himmel wie auf Erden.“ Sein Wille geschehe – in mir, in dir, in jedem von uns.

Denken wir an die zahllosen Jugendlichen, deren Ziel es ist, die Pläne Gottes zu unterstützen. Bitten wir für sie, nicht nur um Licht zur Erkenntnis ihres Weges, sondern auch um die Kraft der Liebe, sodass sie den Willen Gottes annehmen können. Denken wir daran: Wenn Gott um etwas bittet, bietet er uns in Wahrheit eine Gabe an. Nicht wir tun Ihm einen Gefallen, sondern Gott erleuchtet unser Leben und schenkt ihm seinen vollen Sinn.

Es wäre schön, wenn wir alle, Jugendliche wie Erwachsene begriffen, dass die Heiligkeit die eigenen Träume nicht behindert, sondern erfüllt. Alles, was wir wünschen, planen und lieben, kann Teil der Pläne Gottes werden. So erinnert der heilige Josefmaria daran, dass „echte Liebe schon Heiligkeit“ ist.

Als Christ leben heißt nicht, sich mit einer Idee zu identifizieren, sondern mit einer Person – Jesus Christus. Damit der Glaube unseren Weg erhellt, sollten wir uns nicht nur fragen: „Wer ist Jesus Christus für mich?“, sondern auch, „wer bin ich für Jesus Christus?“. Dann werden wir die Gaben erkennen, die der Herr uns geschenkt hat und die sich direkt auf unsere persönliche Sendung beziehen. So wird nach und nach eine Einstellung in uns heranreifen, die uns offen macht für die Bedürfnisse der anderen. Wir werden uns in den Dienst aller stellen und noch klarer erkennen, welchen Platz uns Gott in dieser Welt anvertraut hat.

In einer Gesellschaft, der es oft zu sehr um Wohlstand geht, hilft uns der Glaube, den Blick auf Höheres zu richten und den wahren Stellenwert der eigenen Existenz zu entdecken. Wenn wir Überbringer des Evangeliums sind, wird unser Leben auf Erden fruchtbar sein. Die ganze Gesellschaft wird zweifellos von einer Generation junger Menschen profitieren, die sich aus dem Glauben an die Liebe Gottes zu uns heraus fragt: Was ist meine Lebensaufgabe? Welche Spur werde ich hinterlassen?