Womit unsere Kinder konfrontiert sind

Reiz und Risiko neuer Medien für Kinder und Jugendliche

Haus Hardtberg, 6. Mai 2007: Familiensymposium

Zwei Fachleute informierten beim diesjährigen Familiensymposium im Haus Hardtberg über Risiken der neuen Medien und gaben leicht umsetzbare praktische Tipps. Selbst der versierteste Vater musste gestehen, dass er noch sehr viel über die neuen Angebote im Internet und Computerspiele dazulernen konnte.

Was landläufig über die Gefahren des Internets bekannt ist und was in diesen Tagen wieder durch erschreckende Meldungen die Runde macht, ist nur ein Bruchteil dessen, was Eltern beim diesjährigen Familiensymposium in Haus Hardtberg in Euskirchen-Kreuzweingarten erfahren konnten. Als Geschäftsführer eines Webhosting-Unternehmens, Rechtsinformatiker und Computer-Forensiker ist der Referent täglich mit äußerst abschreckenden Inhalten konfrontiert. Diese finden sich mittlerweile nicht mehr nur auf Computern bestimmter Erwachsener, sondern zunehmend auch auf Rechnern, CDs und Handys von Schulkindern und jungen Erwachsenen. Deshalb wollten die Veranstalter interessierten Eltern zumindest einen Überblick darüber verschaffen, womit ihre Kinder konfrontiert werden. Ähnlich Alarmierendes wie für das Internet gilt für viele Computerspiele. Nicht nur für die sogenannten Killerspiele, sondern auch für scheinbar viel harmlosere. Viele Eltern wissen gar nicht, dass alle in Deutschland vertriebenen Spiele eine Altersfreigabe durch die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) besitzen. Drauf wies als zweiter Referent des Symposiums ein Diplompsychologe und Mitarbeiter am Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) hin. Zwei Vorführungen solcher Spiele mit einer Freigabe ab 16 bzw. 18 Jahren zeigten den Eltern jedoch deutlich, dass auch hier äußerste Vorsicht angebracht ist.

Haus Hardtberg, 6. Mai 2007: Familiensymposium

Anhand einer Querschnittsstudie unter Kindern und Jugendlichen stellte der Diplompsychologe schließlich den Zusammenhang zwischen Mediennutzung und Schulleistungen heraus. Danach führt zu viel Medienkonsum unweigerlich zu einem messbaren Abfall der schulischen Leistungen, sei es durch Fernsehen, sei es durch Internet oder Computerspiele. Entscheidend ist der Medieninhalt. Je höher der Gewaltanteil, desto negativer die Wirkungen auf die Lernleistung. Als Grund dafür vermutete der Mitarbeiter des KFN, extreme Gewaltinhalte übten einen so starken Einfluss auf das Bewusstsein aus, dass sie den Ablauf paralleler mentaler Prozesse unterbinden. Demnach blockiert der Konsum von negativen Medieninhalten am Nachmittag die nötige Bewusstseinskapazität, um die schulischen Inhalte zu verarbeiten. Jungen sind für diese Einflüsse besonders empfänglich, während Mädchen für gewalthaltige Medieninhalte weniger aufgeschlossen sind. Der messbar negativste Faktor gilt aber für beide Geschlechter, auch wenn er faktisch bei den Jungen häufiger auftritt: Ein eigener Computer, Fernseher oder eine Spielkonsole im eigenen Zimmer ist mit Abstand das Hinderlichste für schulische Leistungen und anderweitige positive Entwicklung.

Genau auf diesen Punkt kam auch der erste Referent bei seinen Ratschlägen für die Eltern zu sprechen. Sehr wichtig ist es nach seiner Erfahrung, dass Computer in den Familien so platziert sind, etwa im Flur, dass Kinder und Jugendliche erst gar nicht in die Versuchung kommen, ungeeignete Inhalte zu sehen oder herunterzuladen. Weiter empfahl er, auf den Schutz der eigenen Identität im Internet zu achten. Und das nicht nur für Chat-Räume, sondern generell. Denn da heute fast jeder Personalverantwortliche erst einmal eine zusätzliche Internetrecherche über Bewerber durchführt, kann das in bestimmten Fällen von Nachteil sein. Als Tipp gab er auch noch mit, sich einmal gemeinsam mit den Kindern am Verfassen eines Wikipedia-Artikels zu versuchen. Damit erfahren sie, wie wenig zuverlässig Internetquellen sein können. Aus Anstand solle man die Änderung danach aber wieder rückgängig machen.

Grundsätzlich aber sollten Eltern den Umgang mit den neuen Medien, dem Internet und Computerspielen nicht grundsätzlich verbieten. Denn dies macht die Sache nur interessanter. Und die Inhalte dann anderswo zu besorgen oder zu konsumieren, ist für die Kinder ein Leichtes. Hier ist Erziehung zu Verantwortung und Freiheit nötig. Und das verlangt von den Eltern, sich Kenntnisse zu verschaffen, Interesse zu zeigen und Alternativen zu bieten.

von José Pons