Wir sind bei der Messe immer anwesend

In diesen Tagen bietet sich uns die Gelegenheit, die Heilige Messe stärker zu ersehnen, um „in uns eine leidenschaftliche Liebe zur Eucharistie zu nähren“.

Vor einigen Jahren hatte ich das Glück, in der Kathedrale von Monreale bei einer wunderschönen Erklärung der Wandmosaike der Kirche dabei zu sein, die die Gläubigen mit großer Weisheit in das Geheimnis der Heilsgeschichte einführen: Vom Eingang des Paradieses, wie das Eingangstor der Kathedrale genannt wurde, über die Erschaffung von Adam und Eva nach und nach hin zu den großen Ereignissen des Alten Testaments, die hinführen zu Jesus und seinen Aposteln und in der Apsis in der Begegnung mit Christus gipfeln: dem Pantokrator, der mit seinem Blick und seiner Hand den Pilger, der gekommen ist, um Gott die Ehre zu erweisen, empfängt.

All diese Größe und Fülle an künstlerischem Können ist kein Zufall, sondern sehr weise gewählt: An dem Ort, an dem die Liturgie gefeiert wird, sprechen sogar die Wände über das, was während der Feier geschieht.

Die Größe der Messe und aller liturgischen Feiern ist so gewaltig, dass sich darin das verwirklicht, was verkündet wird

Die Größe der Messe und aller liturgischen Feiern ist so gewaltig, dass sich darin das verwirklicht, was verkündet wird: das von Gott seit der Erschaffung der Welt verheißene Heil 1, der den Menschen vielfach angebotene Bund, die Hoffnung, die Gott selbst durch die Propheten 2 zu hoffen gelehrt hat, verwirklicht sich nicht nur in der Fülle der Zeit, als der Sohn als Retter zu uns kam, sondern jedes Mal, wenn die Kirche auf dem Altar die heiligen Geheimnisse feiert.

Oft sind es gerade die Kunstwerke, die uns an eine große Wahrheit erinnern: Wenn der Priester zum Altar tritt, ist er nie allein, sondern die ganze Kirche im Himmel und auf der Erde ist in diesem Moment anwesend. Unabhängig davon, wie viele Menschen an der Feier teilnehmen: In diesem Moment tut sich der Himmel auf und die ganze Kirche bringt dem Vater ihr Opfer dar. Sie bittet ihn, es mit seinem versöhnten und gütigen Blick anzunehmen und dieses Opfer, vereint mit dem Opfer Christi, vor die göttliche Herrlichkeit auf den himmlischen Altar zu bringen, auf dass die Fülle aller Gnade und allen Segens des Himmels auf alle Menschen herabkomme 3.

die Liturgie führt alle Gläubigen aller Orte und Zeiten zusammen

Es ist beeindruckend zu bedenken, dass die Liturgie alle Gläubigen aller Orte und Zeiten zusammenführt: Die Gottesmutter, die Apostel, die Heiligen und all jene, die sich bereits der Anschauung Gottes erfreuen, sind eins mit all den Getauften, die hier auf Erden, eingetaucht in die beschwerliche und großartige Aufgabe, die Welt zum Vater zurückzuführen, kämpfen und hoffen. Alle gemeinsam: Es spielt keine Rolle, ob sie bei einer Feier physisch anwesend sind oder sich einfach nur der Absicht nach damit vereinen.

Und noch beeindruckender ist der Gedanke, dass das Opfer, das der Mystische Leib Christi, d.h. das Haupt und die Glieder zusammen, dem Vater darbringt, dem Wohl der ganzen Menschheit dient: sicherlich den Gläubigen, die als Glieder dieses Leibes direkt Hilfe erhalten, weil sie in ihn eingepflanzt sind, aber auch denen, die Christus noch nicht kennen und denen das Heil als unverdientes und großes Geschenk angeboten wird.

Vielleicht kann dieser schwierige Moment, in dem uns die Heilige Messe vorenthalten ist, zu einer großen Gelegenheit werden, im Glauben zu wachsen, den Herrn zu bitten, unseren Glauben zu vermehren: den Glauben an dieses Sakrament, das wir mit aller Kraft ersehnen und dessen Tragweite und Kraft wir vielleicht unterschätzen, weil es selbst für diejenigen, die aus berechtigten Gründen nicht daran teilnehmen können, unendlich wirksam ist. Der Glaube an diesen Gott, der uns ohne uns geschaffen hat und dessen Hand nicht zur kurz ist, um zu retten, und dessen Ohr nicht schwerhörig ist, sodass er nicht hört 4.

Der Glaube an das Wort Gottes, das „lebendig ist, wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert“ (Hebr 4,12): In Ermangelung der Eucharistie können wir die Schönheit wiederentdecken, das Wort zu hören, es in der Familie miteinander zu teilen und zu betrachten.

Wir sehnen uns von ganzem Herzen nach der Messe, denn die Eucharistie baut die Kirche auf

Wir sehnen uns von ganzem Herzen nach der Messe, und es mangelt uns dazu nicht an Gründen, denn es ist die Eucharistie, die die Kirche aufbaut. Wir können diesen Wunsch dem Herrn als Wiedergutmachung für all die Zeiten anbieten, in denen wir ihn leicht hätten empfangen können und es nicht getan haben; für all die Zeiten, in denen wir ihn zerstreut empfangen haben und dies als selbstverständlich betrachteten. Auf diese Weise können wir eine leidenschaftliche Liebe zur Eucharistie in uns wachsen lassen, gereinigt von all den Schlacken des Stolzes, der Selbstliebe und der Auflehnung angesichts der Umstände, in denen wir leben; eine Liebe, die uns dazu führt, uns glühend danach zu sehnen, sie zu empfangen. Das Aufopfern dieser Sehnsucht wird das Beste sein, das wir tun können, um darum zu bitten, dass diese Zeit der Prüfung verkürzt werde.

Bitten wir den Herrn, dass dieser Wunsch uns dazu führe, ihn in den Kleinen neben uns zu sehen

Bitten wir den Herrn, dass dieser Wunsch uns dazu führe, ihn in den Kleinen neben uns zu sehen, in den Ereignissen des Tages auf ihn zu hören, ihn im Tabernakel einer Kirche, die wir nie zuvor bemerkt hatten, zu entdecken.

Für mich als Priester mag es leicht sein, das zu sagen: Schließlich feiere ich weiterhin jeden Tag die Messe. Es tut uns gut, an die große Schlacht Israels gegen die Amalekiter in der Ebene von Refidim zu denken: Mose stand mit erhobenen Händen auf dem Berg, begleitet von Aaron und Hur, während Josua die Armeen Israels anführte 5. Wir Priester sind in diesem Moment wie Mose, Aaron und Hur: Wir sind aufgerufen, für das Volk in der Schlacht zu beten. Wir vertrauen auf die Kraft des Gebetes und die Barmherzigkeit Gottes und vertrauen ihm unser Schicksal an, im Wissen, dass Gott keine Schlachten verliert.

Von Giovanni Zaccaria


1 Vgl. Gen 3,15: „Und Feindschaft setze ich zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen. Er trifft dich am Kopf und du triffst ihn an der Ferse.“

2 Vgl. Römisches Messbuch, 4. Eucharistisches Hochgebet

3 Vgl. Römisches Messbuch, 1. Eucharistisches Hochgebet

4 Vgl. Jes 59,1: „Seht her, die Hand des Herrn ist nicht zu kurz, um zu helfen, sein Ohr ist nicht schwerhörig, sodass er nicht hört.“

5 Vgl. Ex 17,8-13: „Und Amalek kam und suchte in Refidim den Kampf mit Israel. Da sagte Mose zu Josua: Wähl uns Männer aus und zieh in den Kampf gegen Amalek! Ich selbst werde mich morgen mit dem Gottesstab in meiner Hand auf den Gipfel des Hügels stellen. Josua tat, was ihm Mose aufgetragen hatte, und kämpfte gegen Amalek, während Mose, Aaron und Hur auf den Gipfel des Hügels stiegen. Solange Mose seine Hand erhoben hielt, war Israel stärker; sooft er aber die Hand sinken ließ, war Amalek stärker. Als dem Mose die Hände schwer wurden, holten sie einen Steinbrocken, schoben den unter ihn und er setzte sich darauf. Aaron und Hur stützten seine Arme, der eine rechts, der andere links, sodass seine Hände erhoben blieben, bis die Sonne unterging. So schwächte Josua Amalek und sein Heer mit scharfem Schwert.“

Giovanni Zaccaria