Ohne Ostern nichts zu feiern

Wortmeldung des deutschen Regionalvikars in der Welt am Sonntag

Die Wochenzeitung wollte wissen, worüber man sich in NRW an Ostern freut. Nach Redakteur Till-R. Stoldt leben hier 42 Prozent Katholiken, 30 Prozent Protestanten, 20 Prozent Atheisten und rund fünf Prozent Muslime. Also rief Stoldt je einen Angehörigen dieser Bevölkerungsgruppe an. Der Katholik war Prälat Christoph Bockamp. Und hier ist seine Auskunft:

Christoph Bockamp, Deutschlandchef des Seelsorgewerks Opus Dei, Köln: "Ohne Ostern gäbe es überhaupt nichts zu feiern. Kein Mensch kann ohne Hoffnung wirklich froh sein. Damit meine ich kleine Hoffnungen auf Erfolg oder Gesundheit, aber vor allem die eine große Hoffnung, die auch vor dem Tod besteht. Kürzlich wurde mir dies auf einer Intensivstation bewusst. Dort begegneten mir zwei Mädchen, keine 20 Jahre alt. Beide waren an Leukämie erkrankt, dem Tod nahe und wurden von ihren Müttern betreut. In dem Moment dachte ich: Entweder sprichst du jetzt mit denen über die Auferstehung und das Leben nach dem Tod, oder du hast gar nichts zu sagen. Wer in solchen Situationen, angesichts solcher Tragödien nicht mit der Hoffnung auf ewiges Leben tröstet, kann überhaupt nicht trösten.

Und diese eine Hoffnung, die selbst vor dem Schlimmsten standhält, ist die Osterbotschaft: Der Tod ist besiegt, es gibt ein Happy End bei Gott. Jesus hat das mit seiner Auferstehung bewiesen. Diese Botschaft ist auch historisch plausibel, schließlich ist der Auferstandene vielen Menschen begegnet. Und die waren bereit, für die Botschaft von der Auferstehung zu sterben. Aber auch wir heutzutage können etwas von der Auferstehungskraft spüren, so wie Papst Johannes Paul II., der noch auf dem Sterbebett sagte: ,Ich bin froh, seid Ihr es auch.' Wer betet und Kontakt zu Christus aufnimmt, dessen Hoffnung wächst, der kann immer wieder aufstehen und aus Mutlosigkeit oder Problemen herausfinden. Besonders klar wird mir das in der Osternacht. Wenn die Gemeinde am späten Abend des Ostersamstags mit der brennenden Kerze in die finstere Kirche einzieht und die Dunkelheit weicht - dann geht mir auf: So ist Leben mit Gott. Es gibt dunkle Momente, aber das Licht vertreibt sie."

Welt am Sonntag (NRW), 12. April 2009