Prälat Ocariz: Leiden, Tod und Auferstehung Christi an Ostern 2020

Die Kartage und Ostern werden in diesem Jahr weltweit in leeren Kirchen begangen. Viele Gläubige werden sie über die Medien mitfeiern, was mit Geist und Herz geschehen sollte, erläutert Prälat Fernando Ocariz in einer aktuellen Betrachtung (mit deutschem Audio).

Audio in deutscher Übersetzung einiger Überlegungen von Fernando Ocariz, dem Prälaten des Opus Dei zur Bedeutung der Karwoche (Erste in einer Reihe von vier Betrachtungen).

Wir stehen kurz vor der Karwoche, und so wollen wir die Passion, den Tod und die Auferstehung des Herrn betrachten. Es sind zentrale Momente der Geschichte, die unseren Glauben und unser Leben erhellen.

Von Rom aus ist es einfach, im Gebet jedes Land, jedes Zentrum und jedes Haus zu besuchen, in dem ihr wegen der Corona-Pandemie eine Zeit der Isolation durchmacht.

Das Gedenken und das Gebet gelten besonders allen Kranken und ihren Pflegern. In dieser Zeit können wir den leidenden Herrn in der Passion vom Bett aus begleiten – im Krankenhaus oder zu Hause. Das Kreuz ist ein Geheimnis. Wenn wir es aber wie Christus und mit Christus umarmen, wird es Licht und Kraft, die der einzelne bekommt und dann teilen kann.

Wir alle hoffen und beten in Geduld, dass die Pandemie ein Ende findet. Bis dahin hilft es uns besonders, wenn wir den Glauben an Gottes Liebe zu uns erneuern – und mit unserem Dienst am Nächsten auf Gottes Liebe antworten.

Ich habe euch kürzlich in einem Brief daran erinnert, dass uns die Gemeinschaft der Heiligen dazu führt, uns alles zu Eigen zu machen, was die anderen angeht. So können wir mit dem heiligen Paulus sagen: „Wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit ihm" (1 Kor 12,26). Du Herr und Du unsere Mutter, helft uns dabei.

Am vorigen Sonntag sagte der Papst: „Auf die Pandemie wollen wir mit der Universalität des Gebets, des Mitgefühls und der Zärtlichkeit antworten. Lasst uns vereint bleiben. Lassen wir die einsamen und leidgeprüften Menschen unsere Nähe spüren". – Lasst uns für die vom Virus Betroffenen beten. Lasst uns auch beten, dass die sozialen und wirtschaftlichen Folgen dieser Krise so erträglich wie möglich werden. Denken wir an all die Familien, die sich um ihre Zukunft sorgen – an die Angst all der Arbeitnehmer, an die Befürchtungen so vieler Arbeitgeber. Dazu braucht es Einheit, Hoffnung, Großzügigkeit und Opfer.

Beim Letzten Abendmahl sagte uns der Herr: „In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt" (Joh 16,33). Mit dieser Zuversicht bereiten wir uns auf die Kartage und Ostern vor. In diesem Jahr werden sie in vielen Ländern der Welt in leeren Kirchen begangen werden. Aber die vielen Gläubigen, die sie über die Medien mitfeiern, werden sie mit Geist und Herz erfüllen. Der Herr hat gesiegt! Nichts und niemand darf uns entmutigen. Ja, sein Sieg ermutigt uns, den Kampf mit frischer Hoffnung aufzunehmen.

Wir nähern uns dem Gründonnerstag, an dem wir die Einsetzung der Eucharistie feiern. Mit innerer Bewegung werden wir die Worte Jesu im Johannes-Evangelium lesen:

„Es war vor dem Paschafest. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen liebte, die in der Welt waren, liebte er sie bis zur Vollendung.“ (Joh 13,1).

Versetzen wir uns in den Abendmahlssaal in Jerusalem, wo wir den großen Liebeserweis betrachten wollen, den der Herr uns gibt.

Unser Gott ist uns immer nahe. Aber in der Eucharistie schenkt er sich uns mit seinem Leib, mit seinem Blut, mit seiner Seele, mit seiner Gottheit. Niemand ist von dieser Liebe ausgeschlossen. Jesus hat uns "bis zum Äußersten" geliebt. In dieser Liebe bis zum Äußersten wollte der Herr die Sünden der ganzen Menschheit auf sich nehmen, und sie so zur Freundschaft mit Gott dem Vater zurückführen.

Am Gründonnerstag werden wir uns an den Augenblick erinnern, am dem unser Herr die Eucharistie eingesetzt hat – das sakramentale Opfer unserer Erlösung. Am Gründonnerstag pflegen die Christen so manche Bräuche der Anbetung, mit denen sie Jesus im Allerheiligsten Sakrament ihre Liebe bekunden.

Dieser Gründonnerstag hat jedoch eine besondere Tönung. So gerne würden wir lange vor dem Allerheiligsten Sakrament beten! ... Ich denke jetzt besonders an die Vielen, die den eucharistischen Jesus schon lange nicht mehr empfangen konnten: Versucht, viele geistige Kommunionen zu verrichten! Und seid gewiss, dass der Herr bei euch ist.

Wir durchleben eine ganz besondere Lage, in der wir mit Gottes Hilfe auf neue Weise wachsen können – wachsen in der Liebe zum eucharistischen Jesus, ... zur Messe.

Jesus, wir denken an jede einzelne Kommunion zurück. Wir danken dir, dass wir dich empfangen durften. Du bist uns immer nahe. Trotzdem spüren wir, dass uns deine sakramentale Gegenwart fehlt. Das soll unseren Wunsch stärken, dich wieder zu empfangen, sobald es möglich ist.

Der heilige Josefmaria hat vielen Menschen ein Gebet gelehrt, das er von einem Piaristen gelernt hatte: „Ich möchte dich empfangen, Herr, mit jener Reinheit, Demut und Andacht, mit der deine heiligste Mutter dich empfing; mit dem Geist und der Inbrunst der Heiligen.“

Dieses Gebet oft und liebevoll zu sprechen, kann uns gut auf den Gründonnerstag vorbereiten: „Ich möchte dich empfangen, Herr, mit jener Reinheit, Demut und Andacht, mit der deine heiligste Mutter dich empfing; mit dem Geist und der Inbrunst der Heiligen.“

Das eucharistische Opfer ist nicht nur die Erinnerung an etwas Vergangenes. Die Messe setzt das Opfer auf Kalvaria sakramental gegenwärtig. Die Messe ist die Selbsthingabe des Herrn für uns, wie er sie beim letzten Abendmahl vorweggenommen hatte. "Tut dies zu meinem Gedächtnis" (Lk 22,19).

Papst Johannes Paul II. schreibt: „Dieses Opfer ist für die Erlösung des Menschengeschlechts so entscheidend, dass Jesus Christus es vollbrachte und erst dann zum Vater zurückkehrte, nachdem er uns das Mittel hinterlassen hatte, damit wir so daran teilnehmen können, als ob wir selbst dabei gewesen wären“ (Ecclesia de Eucharistia, Nr.11).

Die Kirche macht das Leiden und den Tod Christi in jeder Eucharistiefeier sakramental gegenwärtig. Deswegen ist keine Messe "privat". Jede Messe ist "universal", denn jede Messe ist eine Feier Christi und seines Leibes, der die Kirche ist. Und die Kirche sind alle Getauften, jeder von uns.

In diesen Tagen ist die Teilnahme an der Messe meist unmöglich. Seid daher versichert, dass wir alle an jeder Eucharistiefeier teilnehmen, auch wenn die Priester sie ohne Volk feiern.

Der hl. Josefmaria pflegte zu sagen: „Auch wenn ich die heilige Messe nur in Gegenwart des Ministranten feiere, ist das Volk zugegen. Ich fühle alle Katholiken anwesend, alle Gläubigen und auch jene, die nicht glauben. Und ebenso sind alle Geschöpfe Gottes zugegen – die Erde, der Himmel, das Meer, die Tiere und die Pflanzen – die ganze Schöpfung vereint im Lob Gottes“ (Homilie Priester auf ewig, 13. April 1973).

Vertraut fest auf die Kraft, die uns alle durch die Feier des eucharistischen Opfers weiterhin erreicht – auch die unter euch, die nicht dabei sein können. Wir Priester wollen in jede Messe alle unsere Brüder und Schwestern hineinnehmen, alle unsere Verwandten und Freunde, die ganze Kirche, die ganze Menschheit, in ganz besonderer Weise die Kranken und die Einsamen.

Danke, Herr, für die Eucharistie, für die Messe. Wir erinnern uns, wie der Heilige Vater die Menschheit mit der Monstranz segnete – über die Kolonnaden des Petersplatzes hinweg. Danke Herr für die Eucharistie. Und danke für das Priestertum, das deine Liebe durch die Zeiten bewahrt. Lasst uns viel für die Priester beten.


Das Original der Betrachtung in spanischer Sprache: