Ganz einfach und deshalb nicht einfach zu erklären

Martin Rhonheimer stellte sein neues Buch über das Opus Dei vor

„Bücher, die für junge Leute geschrieben sind, werden erst recht von Erwachsenen gelesen.“ Das sagte Professor Dr. Martin Rhonheimer am 27. Mai im Campus Muengersdorf in Köln, wo er gut hundert Zuhörern sein neues Buch „Ihr seid das Licht der Welt – das Opus Dei jungen Menschen erklärt“ vorstellte.

Rhonheimer, der Ethik und Politische Philosophie an der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom lehrt, möchte mit seinem Buch provozieren, den Leser herausfordern, ihm die Möglichkeit zur Reflexion geben. Deshalb habe er es so ausführlich geschrieben. Die eigentliche Provokation des Opus Dei sei, dass es in den getauften Christen neu das Bewusstsein hervorrufen will von Gott zur Heiligkeit und zum Apostolat berufen zu sein. „Wenn sich alle Christen dieser Tatsache bewusst wären, so wäre dies die größte Revolution der Menschheitsgeschichte“, sagte Rhonheimer. Das Opus Dei wolle helfen, das verborgene Leben Jesu in Nazareth wieder ins Licht zu rücken. Es sei nicht dazu da eine soziale Bewegung anzustoßen, sondern jedem einzelnen seine Verantwortung in der Gesellschaft bewusst zu machen. Wer an Bildungsveranstaltungen des Opus Dei teilnimmt, erhalte Unterstützung, um aus dem christlichen Glauben heraus zu leben und aus seiner alltäglichen Arbeit eine Opfergabe für Gott zu machen. „Jeder einzelne wird zum Hebelarm Gottes und dadurch verändern wir die Welt.“

Rhonheimer stellte sich der Gretchenfrage aus dem Publikum: „Warum braucht man als normaler ernsthafter Christ denn noch das Opus Dei? Seine Antwort: Man sei nicht im Opus Dei, weil da alles so gut und geordnet sei, auch nicht, weil man selbst heilig werden wolle. Der „Kick“ käme erst, wenn man auch anderen helfen möchte heilig zu werden. Gott habe das Opus Dei 1928 durch den hl. Josefmaria ins Leben gerufen, um unter den Christen wieder das Bewusstsein zu schärfen, dass sie alle zur Heiligkeit berufen sind. Die Seelsorge in den Pfarreien sei für die Kirche grundlegend. Aber sie könne nicht in alle die unterschiedlichen Bereiche der Gesellschaft gelangen, in denen Mitglieder des Werkes beruflich tätig sind und wirken können: „Die Berufung zum Opus Dei ist etwas ganz Einfaches und deshalb nicht so einfach zu erklären.“ Jeder mache etwas anderes, aber alle mit dem gleichen Geist.

Prof. Rhonheimer nach seinem Vortrag im Gespräch

Zum Unterschied zwischen Heiligkeit und Perfektionismus betonte Rhonheimer, dass die Heiligkeit in diesem Leben gar nicht zu erreichen sei. Man könne aber in ihr wachsen – etwa durch die eigenen Fehler, durch das Gebet, durch Reue. Aber perfekt sein könne niemand.

von Hilde Müller