"Das Neue Gebot des Herrn" - Audio Betrachtung des Prälaten

Zweites Audio des Prälaten des Opus Dei über die Passion des Herrn. Das zentrale Thema ist das "Neue Gebot des Herrn", das wir tagtäglich bei uns zu Hause durch viele kleine Taten aus Liebe verwirklichen können.

Audio in deutscher Übersetzung einiger Überlegungen von Fernando Ocariz, dem Prälaten des Opus Dei zur Bedeutung der Karwoche (Zweite in einer Reihe von vier Betrachtungen).

Beim letzten Abendmahl gab uns Jesus das neue Gebot: „Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe“ (Joh 15,12). Und er wusch den Aposteln die Füße, damit sie und damit wir uns das tief einprägen.

Der heilige Johannes schreibt in seinem ersten Brief: „Daran haben wir die Liebe erkannt, dass er sein Leben für uns hingegeben hat. So müssen auch wir für die Brüder das Leben hingeben." (1 Joh 3,16).

Es gibt viele Möglichkeiten, sein Leben hinzugeben. Väter und Mütter, die versuchen, sich wirklich um jedes Kind zu kümmern. Berufstätige, die ihre Arbeit als Dienst verstehen – die ihr Umfeld besser machen wollen und nicht der Profitgier verfallen. Priester verausgaben sich, wenn sie sich den Menschen selbstlos widmen, die durch sie Christus begegnen wollen.

Heutzutage erleben wir besonders deutlich, wie viele Menschen für andere da sind. Angefangen bei den Mitarbeitern im Gesundheitswesen. Sie riskieren ihr Leben für viele, die von der Pandemie betroffen sind. Besonders bei Besuchsverboten tragen sie das Leid der Patienten und ihrer Familien mit. Sie tun weit mehr als ihre Pflicht. Sie wissen, dass das Leben vieler Menschen von ihrer großherzigen Dienstbereitschaft abhängt. Dasselbe gilt von vielen anderen, die mit ihrer unentbehrlichen, aber weniger auffälligen Arbeit helfen, die Welt am Laufen zu halten: Lastwagenfahrer, Kassiererinnen im Supermarkt, Apothekenpersonal, Polizeibeamte ...

Ärzte, Krankenschwestern, überhaupt im medizinischen Bereich Tätige und natürlich Priester stehen in Tuchfühlung mit dem Schmerz. So oder so machen sie die Gegenwart Christi für diejenigen spürbar, die unter Krankheit, Angst oder Einsamkeit leiden. Lasst uns für sie alle beten! Auch damit sie daran denken: Jesus steht ihnen bei, wenn die Kräfte einmal versagen und sie unter der Last zusammenbrechen.

Wir alle können auf mancherlei Weise mithelfen, sogar mit Kleinigkeiten wie Nachrichten an Kranke, Freunde oder Bekannte schreiben, die womöglich allein sind. Wir alle können die Initiative ergreifen und älteren und besonders gefährdeten Menschen helfen, soweit es die Behörden erlauben.

Vor allem wollen wir tagtäglich bei uns zu Hause dem Neuen Gebot des Herrn folgen, „liebt einander!“ Viele kleine Taten aus Liebe schenken unserer Familie und den Menschen um uns herum Frieden und Freude. Der heilige Josefmaria rät uns: „Die Liebe besteht mehr im ‚Verstehen‘ als im ‚Geben‘ “ (Der Weg, Nr. 463).

Es gibt viele Weisen, wie wir dieses Gebot mit Leben erfüllen und uns zu eigen machen können: Vergeben, sich entschuldigen, echtes Interesse an den anderen zeigen, täglich kleine Dienste leisten und in der Familie geduldig bleiben, was derzeit für viele bedeutet, die häusliche Enge gelassen zu ertragen.

So ist heute eins offensichtlich: Die Arbeit ist in erster Linie ein Dienst, und erhält ihren eigentlichen Sinn durch die Nächstenliebe. Die Gesellschaft kann bestehen, solange es Menschen gibt, die ihre Talente, ihre Mühen und Erfolge zum Nutzen anderer einsetzen, auch wenn das Opfer verlangt.

Beim letzten Abendmahl bat Jesus den Vater um die Einheit aller, die im Laufe der Jahrhunderte seine Jünger sein würden: „Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast“ (Joh 17,21).

„Ut omnes unum sint“, alle sollen eins sein. Es geht dabei nicht so sehr um die Einheit einer menschlich gut strukturierten Organisation, sondern um die Einheit, die „Die Liebe“ selbst schenkt: „Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin“. In diesem Sinne sind die Urchristen ein klares Vorbild für uns. Von ihnen berichtet die Apostelgeschichte: „Die Menge derer, die gläubig geworden waren, war ein Herz und eine Seele." (Apg 4,32).

Weil die Einheit, die Jesus uns abverlangt, eine Folge der Liebe ist, besteht sie nicht in der Uniformität, sondern in der Communio. Es geht um Einheit in der Vielfalt. Sie zeigt sich, wenn wir Unterschiede gerne akzeptieren; wenn wir lernen, einander zu bereichern; wenn wir um uns herum eine Atmosphäre der Zuneigung ohne Vorbedingungen fördern; wenn wir die anderen so lieben, wie sie sind.

Jesus weist darauf hin, dass das Apostolat – dass die Weitergabe des Evangeliums, „damit die Welt glaubt“ – ohne Einheit unfruchtbar bleibt. Einheit nicht als geschlossene Gruppe, sondern Einheit, die uns für alle Menschen offen macht. Bei der Evangelisierung – unserer großartigen Sendung – bieten wir allen unsere Freundschaft an. Wenn wir unserer Berufung als Christen voll und ganz nachkommen, werden unsere Freunde, unsere Kollegen näher zu Jesus kommen, egal wie weit weg sie noch von ihm sind.

„Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin“ (Joh 17,21). Möge der Herr uns die Einheit schenken und uns helfen, sie in Werken des Dienstes füreinander wirksam zu machen!

Das Original der Betrachtung in spanischer Sprache:

Musik: Beethoven Klavierkonzert Nr.5 - 2. Satz (by @alvarosiviero, Alvaro Siviero)