Geboren am 11. März 1914 in Madrid als drittes von acht Kindern der Eheleute Clementina Diez de Sollano und Ramón del Portillo y Pardo. Die Mutter war Mexikanerin, der Vater Spanier.
Nach dem Abschluss der Madrider Sekundarschule Colegio El Pilar,
studierte er Tiefbauingenieurwesen an der Escuela de Ingenieros de
Caminos, Canales y Puertos in Madrid. Examen 1941. Anschließend
arbeitete bei verschiedenen staatlichen Ämtern. Sein paralleles
Geschichtsstudium schloss er 1944 mit der Dissertation zum Thema
„Descubrimientos y exploraciones en las costas de California“ ab -
„Entdeckungen und Erkundungen an den Küsten von Kalifornien“.
Im Jahre 1935 schloss er sich dem Opus Dei an, das der heilige Josemaría
Escrivá sieben Jahre zuvor gegründet hatte. Vom Gründer persönlich
erhielt er die Ausbildung und geistliche Prägung im Sinne dieses neuen
Weges in der Katholischen Kirche. Als erste Evangelisierung brachte er
zahlreichen Kommilitonen und Arbeitskollegen den Glauben nahe und war ab 1939 in verschiedenen spanischen Städten intensiv apostolisch tätig.
Am 25. Juni 1944 erhielt er die Priesterweihe durch den Bischof von Madrid, Leopoldo Eijo y Garay, zusammen mit José María Hernández Garnica und José Luis Múzquiz. Nach dem Gründer waren diese drei die ersten Priester des Opus Dei.
Im Jahre 1946 übersiedelte er nach Rom, wo der heilige Josemaría bereits
seit ein paar Monaten lebte. Die folgenden gemeinsamen Jahre waren eine
Schlüsselperiode für das Opus Dei, da es in dieser Zeit seine ersten
kirchenrechtlichen Approbationen durch den Heiligen Stuhl erhielt. Auch
für Monsignore del Portillo selbst waren diese Jahre entscheidend, unter
anderem dadurch, dass er zugleich an der Seite des heiligen Josemaría
Escrivá und für den Heiligen Stuhl arbeitete. So vertiefte er sich
geistig immer mehr in die Aufgabe und die Verantwortung, die den
katholischen Laien aufgrund ihrer Berufsarbeit und ihrer familiären wie
gesellschaftlichen Beziehungen für die Sendung der Kirche zukommen.
Jahre später schrieb er in diesem Sinne: „In einem Krankenhaus ist die
Kirche nicht nur durch den Seelsorger präsent. Sie wirkt dort auch durch
die Gläubigen, die durch ihre berufliche Arbeit als Ärzte oder
Pflegekräfte dafür sorgen, dass die Patienten medizinisch wie menschlich
gut versorgt werden. In einem Stadtviertel wird die Kirche zwar stets
ein notwendiger Bezugspunkt sein. Aber diejenigen erreichen, die nicht
zur Kirche gehen, das können nur andere Familien.“
Zwischen 1947 und 1950 widmete er sich der Ausbreitung des Opus Dei in
Rom, Mailand, Neapel, Palermo sowie in weiteren Städten Italiens. Dabei
förderte er verschiedene Bildungsinitiativen und stellte ungezählten
Christen seine priesterlichen Dienste zur Verfügung. Eine Nachhall
seines Wirkens in Italien stellen die Straße und Plätze in etlichen
Städten des Landes dar, die seinen Namen tragen.
Von 1948 bis 1953 war er der erste Rektor des Collegio Romano della
Santa Croce, das der Gründer am 29. Juni 1948 errichtet hatte. Zugleich
unterrichtete er dort Moraltheologie. Ebenfalls 1948 promovierte er an
der Päpstlichen Universität Heiliger Thomas von Aquin in Kirchenrecht.
In seiner Zeit in Rom beriefen ihn die Päpste von Pius XII. bis Johannes
Paul II. zum Mitglied bzw. Konsultor in dreizehn Behörden und Organen
des Heiligen Stuhls.
Am Zweiten Vatikanischen Konzil nahm er aktiv teil. Johannes XXIII.
Ernannte ihn zum Konsultor der Konzilskongregation (1959-1966). In den
Vorbereitungsphasen des Zweiten Vatikanums war er Vorsitzender der
Kommission für die Laien. Während des Konzils arbeitete er als Sekretär
der Kommission für die Disziplin des Klerus und des Christlichen Volkes.
Im Anschluss an die Kirchenversammlung ernannte ihn Paul VI. 1966 zum
Konsultor der Postkonziliaren Kommissionfür die Bischöfe und Leitung der
Diözesen. Außerdem war er viele Jahre Konsultor der Kongregation für
die Glaubenslehre.
Alvaro del Portillo war Zeit seines Lebens eng mit dem heiligen
Josemaría verbunden und stets an seiner Seite, so auch als Escrivá am
26. Juni 1975 verstarb. Er war der engste Mitarbeiter des Gründers in
allen Bereichen der Evangelisierung und der pastoralen Leitung.
Gemeinsam unternahmen sie Reisen in viele Länder, um dort die
verschiedenen Apostolate des Opus Dei vorzubereiten und zu lenken. Der
irische Augustiner John O'Connor schrieb in einem Nachruf: „Als ich
merkte, wie liebenswürdig und diskret er sich an der Seite der
dynamischen Gestalt von Prälat Escrivá verhielt, kam mir die
Bescheidenheit des heiligen Joseph in den Sinn.“
Am 15. September 1975 wählte der eigens einberufene Generalkongress
Alvaro del Portillo zum Nachfolger des Gründers an die Spitze des Opus
Dei. Als Papst Johannes Paul II. am 28. November 1982 das Opus Dei als
Personalprälatur errichtete, bestellte er Del Portillo zugleich zum
Prälaten der neuen Prälatur. Am 7. Dezember 1990 ernannte der Papst ihn
zum Bischof und erteilte ihm am 6. Januar 1991 im Petersdom die
Bischofsweihe.
In seiner Zeit als Prälat des Opus Dei leitete Alvaro del Portillo den
Beginn der Arbeit des Opus Dei in zwanzig neuen Ländern ein. Seine
Pastoralreisen führten ihn in alle fünf Kontinente. Dabei bestärkte er
Zigtausende in der Liebe zur Kirche und zum Papst und verbreitete mit
seiner einnehmenden und überzeugenden Art die Botschaft des heiligen
Josefmaria von der Heiligkeit im gewöhnlichen Leben.
Außerdem setzte Bischof Alvaro del Portillo zahlreiche Sozial- und
Bildungseinrichtungen in Gang. Zum Beispiel haben unter seinem direkten
Antrieb Mitglieder des Opus Dei in Zusammenarbeit mit anderen Männern
und Frauen Sozialwerke in verschiedenen Ländern der Dritten Welt
errichtet, darunter das Centre Hospitalier Monkole in Kinshasa (Kongo),
das Center for Industrial Technology and Enterprise in Cebú
(Philippinen) und die Niger Foundation in Enugu (Nigeria).
Weitere neue Einrichtungen zeigen die Sorge von Bischof del Portillo für
die Sendung des Priesters in der heutigen Welt. Hier sind besonders zu
nennen die 1985 gegründete Päpstliche Universität vom Heiligen Kreuz und
ab 1990 gleichfalls in Rom das internationale Seminar Sedes Sapientiae
sowie das Colegio Eclesiástico Bidasoa in Pamplona (Spanien). In diesen
drei Zentren haben inzwischen Bischöfe aus aller Welt Tausende von
Priesteramtskandidaten für den Dienst in ihren Diözesen ausbilden
lassen. Wie schon zu Zeiten des Zweiten Vatikanischen Konzils widmete
Del Portillo einen Großteil seiner Energien der Bildung von Priestern.
Im Jahre 1986 schrieb er: „Als Priester macht man nicht Karriere,
sondern gibt sich großzügig und restlos hin - ohne Berechnung und ohne
Beschränkung. So kann man ein Sämann des Friedens und der Freude werden
und denen die Pforten zum Himmel öffnen, für die dieses Dienstamt
bestimmt ist.“
Bischof Alvaro del Portillo verstarb früh am Morgen des 23. März 1994,
wenige Stunden nachdem er von einer Wallfahrt ins Heilige Land nach Rom
zurückgekehrt war. Seine letzte Heilige Messe hatte er tags zuvor in der
Kirche beim Abendmahlssaal in Jerusalem gefeiert.
Alvaro del Portillo hat verschiedene Schriften zu theologischen,
kirchenrechtlichen und pastoralen Themen verfasst: „Fieles y laicos en
la Iglesia“, Pamplona 1969 - deutsch: „Gläubige und Laien in der
Kirche“, Paderborn 1972, „Escritos sobre el Sacerdocio“, Madrid 1970,
sowie zahlreiche Einzelpublikationen, die großenteils in dem postumen
Sammelband „Rendere amabile la Veritá. Raccolta di scritti di Mons.
Álvaro del Portillo" vorliegen, den die Librería Editrice Vaticana 1995
herausbrachte. 1992 erschien „Intervista sul Fondatore dell'Opus Dei“,
in dem der italienische Journalist Cesare Cavalleri seine Gespräche mit
Del Portillo über die Gestalt des heiligen Josefmaria Escrivá
veröffentlichte. Der Band wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Deutsch:
Alvaro del Portillo, „Über den Gründer des Opus Dei“. Cesare Cavalleri
im Gespräch mit Alvaro del Portillo, Köln 1996.
Nach seinem Tod haben Tausende schriftlich bezeugt, was ihre Erinnerung
an Bischof Alvaro prägt: seine Güte, sein herzliches Lächeln, seine
Demut, sein übernatürlicher Mut und der innere Friede, den er ihnen
vermittelte.