Betrachtungstext: 3. Osterwoche – Sonntag (A)

Wenn man auf dem Lebensweg das Licht verliert – Jesus begegnet den Jüngern, die nach Emmaus zurückgehen – Den Lebenssinn und die Lebenskraft aus dem Gebet und den Sakramenten zurückgewinnen

IN DIESEN OSTERTAGEN greift die Liturgie einige Bruchstücke aus der Rede des Petrus an die Israeliten am Pfingsttag auf. Nachdem sie die Gabe des Heiligen Geistes empfangen haben, erklärt ihnen der Apostel, dass bereits König David die Auferstehung Christi besungen hat: Darum freute sich mein Herz und frohlockte meine Zunge und auch mein Leib wird in Hoffnung wohnen; denn du gibst meine Seele nicht der Unterwelt preis, noch lässt du deinen Frommen die Verwesung schauen (Apg 2,26-27).

Die Tage des Leidens des Herrn scheinen bereits lange zurückzuliegen. Dennoch erinnern sich Petrus und die anderen Apostel noch gut daran: Es waren Tage der Finsternis. Für einige Momente war ihn alles, was sie freute, genommen geworden. Jetzt hingegen, nachdem sie die Auferstehung Jesu erlebt und den göttlichen Beistand empfangen haben, können sie mit König David sagen: Du hast mir die Wege zum Leben gezeigt, du wirst mich erfüllen mit Freude vor deinem Angesicht (Apg, 2, 28).

Die Apostel haben verstanden, dass der Weg des Lebens nicht immer im strahlenden Licht verläuft. Es kann Zeiten geben, in denen wir, wie bei der Passion, den Eindruck haben, dass alles verloren ist, und Traurigkeit uns umfängt. Doch die Gewissheit, dass Christus lebt, erfüllt uns mit Hoffnung und schenkt uns die Freude zurück. Das ist die Sicherheit, die uns antreibt, auch in der Finsternis voranzugehen. Wie die Apostel lässt Jesus auch uns nicht im Stich und lässt uns nicht verloren gehen, wenn wir uns von ihm leiten lassen. Der heilige Josefmaria schrieb: „Christus ist nicht eine Gestalt, die vorüberging, die einmal lebte und dann verschwand und uns nur eine wunderbare Erinnerung und ein ergreifendes Beispiel hinterließ. Nein, Christus lebt. Jesus ist der Emmanuel: Gott mit uns. Seine Auferstehung bezeugt uns, dass Gott die Seinen nicht im Stich lässt.“1


DIE ZWEI JÜNGER von Emmaus konnten das Licht der Auferstehung zunächst nicht erkennen. In ihrer Dunkelheit zogen sie es vor, jenen Ort aufzusuchen, an dem sie sich sicher fühlten: ihre Heimat. Sie entschieden, ihre Hoffnung auf das zu setzen, was sie bereits kannten: ihr Zuhause, ihre Arbeit, ihre persönlichen Projekte ... All das hatten sie aufgegeben, um Jesus nachzufolgen. Aber jetzt, da derjenige, der dieser Hingabe einen Sinn verliehen hatte, offenbar tot war, denken sie, dass ihnen nur die Rückkehr in ihr altes Leben übrig bleibt.

Da sie ihre Erwartung darauf setzen, ihr vergangenes Leben zurückzugewinnen, gelingt es diesen Jüngern nicht, sich der wahren Hoffnung zu öffnen. Auf dem Weg nach Emmaus hatten sie ein klares Ziel, doch innerlich fühlten sie sich verloren. Sie hatten gehört, dass einige Frauen das Grab Jesu leer gefunden und Engel ihnen gesagt hatten, dass er lebe. Doch das glaubten sie nicht. Selbst die Bestätigung durch andere Jünger, die dasselbe gesehen hatten, ließ sie ihre Pläne nicht ändern (vgl. Lk 24,22-24). Als sie von Jerusalem weggehen und dem Herrn begegnen, waren ihre Augen daher gehalten, sodass sie ihn nicht erkannten (Lk 24,16). Der Evangelist hält fest, dass die beiden auf die Frage Jesu, worüber sie redeten, traurig stehenblieben (Lk 24,17).

Der Gemütszustand dieser Jünger ist wie der von Menschen, die der Versuchung erliegen, Zugesagtes wieder rückgängig zu machen. Wie Papst Franziskus sagt, hypnotisiert uns zunächst die neue Richtung „schöner, aber illusorischer Dinge, die nicht halten können, was sie versprechen, und bei uns letztlich ein Gefühl der Leere und der Traurigkeit hinterlassen. Dieses Gefühl der Leere und der Traurigkeit ist ein Zeichen dafür, dass wir einen Weg eingeschlagen haben, der nicht richtig war, der uns irregeleitet hat.“2 Zusammen mit dem Herrn können wir die Gegenwart – mit ihren Lebens- und Todeszeichen – erhellen, um sie in das Projekt zu integrieren, das wir mit ihm begonnen haben. Der Eindruck der Sinnlosigkeit und der Dunkelheit ist nicht endgültig, und er ist in Momenten der Orientierungslosigkeit auch kein guter Kompass. Immer haben wir die Möglichkeit, neu anzufangen und den auferstandenen Jesus zu erkennen, der uns auf dem Weg begegnet und uns wahre Hoffnung schenkt: Alles kann integriert werden, wenn wir seine Einladung erneut annehmen, auf ihn zu hören und ihm zu folgen. Unser Leben ist nicht verloren, wenn wir mit ihm unser Leben teilen. Papst Franziskus setzt in diesem Sinne fort: „Nur der Herr kann uns die Bestätigung geben, wie viel wir wert sind. Er sagt es uns jeden Tag vom Kreuz herab: Er ist für uns gestorben, um uns zu zeigen, wie kostbar wir in seinen Augen sind. Es gibt kein Hindernis oder Scheitern, das seine zärtliche Umarmung verhindern könnte.“3


JESUS lässt die Traurigkeit der beiden Jünger zu. Er hört in Ruhe zu, wie sie sich den Grund für ihre Enttäuschung von der Seele reden: Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde (Lk 24,21). Der Herr, so schreibt der heilige Josefmaria, „versteht ihren Schmerz, dringt in ihr Herz ein und lässt sie an dem Leben teilhaben, das in ihm wohnt.“4 Er beginnt, ihnen die wahre Bedeutung der Heiligen Schrift zu erklären und warum es für den Messias notwendig war, diese Leiden zu ertragen. Mit jedem Wort, das Jesus spricht, gewinnen die beiden Männer die Freude zurück, die ihr Leben als Jünger geprägt hatte, doch sie erkennen den Herrn noch immer nicht. Erst als sie sehen, wie er sich niederlässt, das Brot bricht und segnet, erkennen sie, dass es der auferstandene Christus selbst ist (vgl. Lk 24,31).

Die beiden Jünger hatten sich aufgemacht, um in ihr früheres Leben zurückzukehren. Doch nicht menschliche Sicherheiten gaben ihnen die Hoffnung zurück, sondern die Begegnung mit Jesus: Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete? (Lk 24,32). Auch wir können, wenn wir auf die Worte Jesu im Evangelium hören und seine Gegenwart in der Eucharistie erkennen, erneut die Freude spüren, gemeinsam mit ihm auf dem Weg zu sein. Ein Leben des aufrichtigen Gebets und des Sakramentenempfangs ermöglicht es uns, den Lauf unseres Lebens neu auszurichten. Denn in diesen Quellen finden sich unser Verstand, unser Wille und unsere Gefühle erneut und zwanglos wieder und werden durch die Gnade erneuert. Gott steht unserem Schicksal nicht als Fremder gegenüber. Auch wenn wir Momente der Orientierungslosigkeit erleben, tritt er erneut auf den Plan und eröffnet uns den tieferen Sinn unseres Wegs. Wenn wir im Licht des auferstandenen Jesus Zuflucht suchen, sehen wir unsere Berufung und Sendung als Jünger kraftvoll neu erstehen.

Die Jungfrau Maria durchlebte eine ähnliche Dunkelheit wie die Wanderer auf ihrem Weg nach Emmaus. Niemand wäre durch den endgültigen Tod Jesu schmerzlicher getroffen worden als sie. Doch ihr Vertrauen in Gott führte sie dazu, die Abwesenheit ihres Sohnes mit Hoffnung zu leben, indem sie ihre Sicherheit in den endgültigen Sieg Christi über den Tod setzte: Sie wusste die Momente der Passion – vorwegnehmend – mit den Früchten der Auferstehung zu verbinden. „Lass dich in deiner apostolischen Arbeit nicht von Niedergeschlagenheit anfechten“, ermuntert uns der heilige Josefmaria. „In ihr gibt es kein Scheitern, ebenso wenig wie das Kreuz für Christus ein Scheitern war. Mut! ... Weiter gegen den Strom, unter dem mütterlichen Schutz des unbefleckten Herzens Unserer Lieben Frau: Sancta Maria, refugium nostrum et virtus! Meine Zuflucht und meine Stärke bist du.“5


1 Hl. Josefmaria, Christus begegnen, Nr. 102.

2 Franziskus, Audienz, 5.10.2022.

3 Ibid.

4 Hl. Josefmaria, Christus begegnen, Nr. 105.

5 Hl. Josefmaria, Der Kreuzweg, 13. Station, Nr. 3.