Thema 5. Die göttliche Vorsehung

Die Frage ist berechtigt, ob Gott in unsere Welt eingreifen kann und ob er tatsächlich eingreift. Die Annahme einer göttlichen Vorsehung ist ein Akt der theologischen Hoffnung, der einen verantwortlichen Gebrauch der Freiheit, der zu Gottes Plänen gehört, nicht ausschließt. Die Vorsehung führt den Christen jederzeit zu einer Haltung kindlichen Gottvertrauens.

1. Einführung: Kann Gott in den Lauf der Geschichte eingreifen?

Manche Formen von Religiosität können auf einer drastischen Verzerrung des biblischen Gottesbildes beruhen. Solange alles gut läuft, erinnert man sich kaum daran, dass es Gott gibt. Sobald einer aber im Leben mit Schwierigkeiten konfrontiert ist, wendet er sich an Gott, als ob dieser ihn vergessen hätte, schiebt ihm die Schuld an allen auftretenden Problemen zu und fordert von ihm dringend Abhilfe, um die unangenehme Situation zu beenden. Diese Vorstellung von einem Lückenbüßer-Gott ist eine Karikatur des in der Schrift geoffenbarten Gottes.

Angesichts dieser volkstümlichen, mehr oder weniger weit verbreiteten Vorstellungen ist die Frage berechtigt, ob es ein Eingreifen Gottes in unsere Welt gibt und was es gegebenenfalls bewirkt. Einige meinen, dass Gott prinzipiell nicht eingreifen kann, da er sich nach der Erschaffung der Welt zurückgezogen hat und diese nun nach ihren eigenen Gesetzen abläuft. Andere denken, dass Gott zu gewissen Zeiten eingreift, besonders wenn es gilt, den Gang der Ereignisse zu korrigieren. Schließlich glauben andere, dass Gott ständig in einer gebrechlichen und verdorbenen Schöpfung wirkt. Falls die erste oder zweite Meinung richtig wäre, wo bliebe dann die Allmacht eines Schöpfers, der unfähig ist, sein Werk zu regieren? Und wo bliebe im Fall der Richtigkeit der dritten Auffassung die Autonomie und Freiheit der Geschöpfe für ihr Handeln?

2. Vorsehung und Erhaltung

Die Schöpfung ist nicht von Anfang an vollständig, sondern Gott schuf sie in statu viae, das heißt, auf ein letztes, noch zu erreichendes Ziel hin. Die Schöpfung beschränkt sich also nicht auf den Anfang. Nach Hervorbringung «der Schöpfung überlässt Gott sein Geschöpf nicht einfach sich selbst. Er gibt ihm nicht nur das Sein und das Dasein, sondern er erhält es auch in jedem Augenblick im Sein, gibt ihm die Möglichkeit zu wirken und bringt es an sein Ziel» (Katechismus, 301). Die Heilige Schrift vergleicht dieses Handeln Gottes in der Geschichte mit der Schöpfungstat (vgl. Jes 44,24; 45,8; 51,13). Die Weisheitsliteratur bezeichnet das Handeln Gottes als ein seine Geschöpfe in ihrer Existenz bewahrendes Tun. «Wie könnte etwas ohne deinen Willen Bestand haben oder wie könnte etwas erhalten bleiben, das nicht von dir ins Dasein gerufen wäre?» (Weish 11,25). Der heilige Paulus geht noch weiter und schreibt diese Erhaltung Christus zu: «Er ist vor aller Schöpfung und in ihm hat alles Bestand» (Kol 1,17).

Der Gott der Christen ist kein Uhrmacher oder Architekt, der nach Herstellung seines Werkes sich nicht mehr darum kümmert. Solche Vorstellungen kommen aus einer deistischen Auffassung, nach der Gott sich nicht in die Angelegenheiten dieser Welt einmischt. Das aber wäre eine Verzeichnung des authentischen Schöpfergottes, bei dem es keine drastische Trennung der Schöpfung von der Erhaltung und Regierung der Welt geben kann. Der Deismus verkennt die metaphysische Schöpfungswahrheit, die besagt, dass Gott das Sein spendet, woraus sich eine ontologische Abhängigkeit der Geschöpfe ergibt, die auch ihren Fortbestand in der Zeit betrifft. Schöpfung und Erhaltung sind ein und derselbe Akt, auch wenn man sie begrifflich unterscheiden kann: «Die Erhaltung der Dinge im Sein durch Gott geschieht nicht durch irgendeine neue Tätigkeit, sondern durch die Fortsetzung der Tätigkeit, durch die er das Sein verleiht, und diese Tätigkeit ist ohne Bewegung und Zeit»1. Der Begriff der Erhaltung ist also die “Brücke” zwischen dem Schöpfungsakt und der göttlichen Leitung der Welt (Vorsehung). Gott schafft nicht nur die Welt und erhält sie in ihrem Bestand, sondern er bewirkt darüber hinaus «Fügungen, durch die Gott seine Geschöpfe zu der letzten Vollkommenheit führt, zu der er sie berufen hat» (Kompendium, 55).

3. Die Vorsehung in der Bibel

Die Heilige Schrift stellt die Souveränität Gottes als etwas Absolutes dar und bezeugt immer wieder seine väterliche Fürsorge, sowohl im Kleinsten als auch in den großen historischen Ereignissen (vgl. Katechismus, 303). Die Autorität des Schöpfers (“sie leitet”) kommt in der väterlichen Fürsorge zum Ausdruck (“sie behütet”)2. Die alten Glaubensbekenntnisse verweisen auf den Aspekt des Leitens mit dem griechischen Wort Pantokrator, der in Zusammenhang mit dem Bild des Hirten zu verstehen ist: «Der Herr ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen» (Ps 23 [22],1). Die göttliche Sorge und Autorität werden von seiner Weisheit bestimmt: «Sie entfaltet ihre Kraft (fortiter) von einem Ende zum andern und durchwaltet voll Güte das All (suaviter)» (Weish 8,1). Im Neuen Testament bestätigt Jesus diese Sicht durch sein Handeln und seine Lehre. Er offenbart sich tatsächlich als “Fleisch gewordene” Vorsehung Gottes, der als der Gute Hirt auf die materiellen und geistigen Nöte der Menschen eingeht (Joh 10,11.14-15; Mt 14,13-14) und uns lehrt, auf seine Fürsorge zu vertrauen (Mt 6,31-33; Mt 10,29-31; Lk 12,24-31; Lk 21,18). Das Wort, das geschaffen hat, trägt und leitet auf diese Weise alles und zeigt, einmal Mensch geworden, in sichtbarer Form seine fürsorgliche Vorsehung.

Damit sind wir aber noch nicht zur letzten Tiefe dieser Lehre vorgedrungen, zu der wir gelangen, wenn wir betrachten, dass das Ziel, zu dem wir berufen sind, das Reich Gottes ist. Es ist ein Ratschluss Gottes, der der Schöpfung vorausgeht, denn «in Christus hat er uns erwählt vor der Grundlegung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor ihm. Er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und zu ihm zu gelangen nach seinem gnädigen Willen, zum Lob seiner herrlichen Gnade» (Eph 1,4-6). «Die Vorherbestimmung des Menschen und der Welt in Christus, dem ewigen Sohn des Vaters, verleiht der ganzen Lehre über die göttliche Vorsehung eine entscheidende soteriologische und eschatologische Kennzeichnung»3, die sich vom Schicksalsbegriff der Alten gelöst und abgehoben hat. Wir gehen nicht einem unausweichlichen Geschick entgegen, sondern sind unterwegs zur Begegnung mit unserem Schöpfer und Vater.

4. Vorsehung und Freiheit

Nachdem klar geworden ist, dass Gott sehr wohl in der Welt handeln kann, erheben sich weitere Fragen: Bedeutet das, dass die Geschöpfe – insbesondere die freien – nicht wirklich Ursachen sind? Wenn alles Geschehen von einem liebenden Gott gelenkt wird, warum gibt es dann das Böse? Wirkt Gott immer oder nur gelegentlich, oder müssen wir uns vielleicht damit abfinden, dass er niemals handelt?

Gott erhält seine Geschöpfe in ihrem Sein und in ihrem Wirken. Die Dinge bestehen nicht nur, sondern sind in der Zeit tätig und bringen Wirkungen hervor. Die vernunftbegabten Geschöpfe handeln in Freiheit. Was sie tun, ist ihrWerk und nicht das Werk Gottes, der sie allerdings als Garant ihrer Freiheit stützt. Somit ist es angebracht, mit dem heiligen Thomas die schöpferische Kausalität Gott von der Kausalität der Geschöpfe zu unterscheiden, d.h. die Erstursache von den Zweitursachen4. Jede Ursache ist in ihrem Bereich ganz Ursache, weshalb es keinen Widerspruch gibt, wenn wir anerkennen, dass wir ohne Gott nichts vermögen (vgl. Joh 15,5) und dass unser Tun unser eigenes Tun ist und nicht das Tun Gottes.

Dass Gott alles lenkt, bedeutet nicht, dass er die Autonomie des Geschaffenen nicht achtet. Das Bild von einem Gott, der zu viel “eingreift”, ist typisch für die Vermischung von Schöpfung und Vorsehung. Wenn letztere „aktualistisch“ verstanden wird, muss Gott den Lauf der Welt ständig korrigieren. Dieser Vorstellung steht das deistische Konzept entgegen, nach dem Gott in die Geschichte überhaupt nicht eingreift (oder höchstens in kritischen Momenten). Wie der Aktualismus die ständige Intervention Gottes in der Schöpfung betont, übertreibt der Deismus die göttliche Transzendenz und die damit gegebene Autonomie des Geschaffenen. Die erstgenannte Auffassung verknüpft Schöpfung und Vorsehung zu eng, die zweite hingegen trennt sie übermäßig.

Nach Thomas von Aquin bedient sich Gott, um die Welt zu lenken, des Wirkens der Zweitursachen, deren eigenen Bereich er respektiert. Das zeigt seine Güte, denn er will mit den Geschöpfen rechnen, um die Schöpfung ihrem Ziel zuzuführen5. Nachdem Gott alles lenkt, dienen die Zweitursachen in gewisser Weise den Absichten der Vorsehung. Die Geschöpfe, besonders die freien, sind zur Mitarbeit mit Gott bei der Vollendung seiner Pläne aufgerufen6. Diese Feststellung gilt vor allem für die Engel, welche von der Schrift in besonderer Weise als Mitwirkende an der Vorsehung dargestellt werden. «Preist den Herrn, ihr seine Egel, ihr starken Helden, die sein Wort vollstrecken» (Ps 103 [102], 20)7. Sie gilt aber auch für den Menschen, dem Gott die Herrschaft über die materielle Welt anvertraut hat (vgl. Gen 1,28). Engel und Menschen können sich in ihrer Freiheit auch gegen Gottes Willen stellen oder sich im Widerspruch zu ihm verhalten. Bedeutet das, dass sich die Vorsehung nicht erfüllt? Wie erklärt man dann die Gegenwart des Übels in der Welt?

5. Das Übel

Wenn Gott in seiner Güte alles erschafft, erhält und leitet, woher kommt dann das Übel? «Jede vorschnelle Antwort auf diese ebenso bedrängende wie unvermeidliche, ebenso schmerzliche wie geheimnisvolle Frage wird unbefriedigt lassen. Der christliche Glaube als ganzer ist die Antwort auf diese Frage [...]. Es gibt kein Element der christlichen Botschaft, das nicht auch Antwort auf das Problem des Bösen wäre» (Katechismus, 309).

Man muss sich also der Frage nach dem Übel in einer von einem guten Gott gut erschaffenen Welt stellen. Thomas von Aquin argumentiert, dass die göttliche Vorsehung das Übel in den Dingen nicht ausschließt. Gott verursacht es nicht, aber er unterdrückt nicht das Wirken der Zweitursachen, und diese können versagen. Das Versagen der Zweitursache liegt an dieser und kann nicht der Erstursache zugerechnet werden8.

Man spricht gewöhnlich von göttlicher “Zulassung” des Bösen, was bedeutet, dass das Böse der Vorsehung unterworfen ist. «Der allmächtige Gott [...], der unendlich gut ist, würde unmöglich etwas Böses an seinen Geschöpfen zulassen, wenn er nicht so gut und mächtig wäre, selbst aus dem Bösen Gutes hervorgehen zu lassen»9. Thomas von Aquin betont, dass Gott es vorzieht, Gutes aus Bösem zu bewirken, als die Existenz jedes Übels absolut auszuschließen. Die Zulassung des Bösen, um daraus größere Güter zu gewinnen, gehört zur Güte Gottes. Gott ist «der universale Lenker alles Seienden (universalis provisor totius entis10.

Gott gewährt den Menschen die Möglichkeit, an seiner Vorsehung teilzuhaben, wobei er ihre Freiheit sogar dann respektiert, wenn sie schlecht handeln (vgl. Katechismus, 302, 307, 311). Es überrascht, «dass Gott in seiner allmächtigen Vorsehung sogar aus den Folgen eines […] Übels etwas Gutes zu ziehen vermag» (Katechismus, 312). Die ganze Geschichte kann aus dieser Sicht verstanden und interpretiert werden, in Verbindung mit den Worten des heiligen Paulus: «Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute» (Röm 12,21)11.

Oft scheint das Böse stärker zu sein als das Gute; und doch ist es schwierig, die natürliche menschliche Tendenz auszulöschen, darauf zu vertrauen, dass letztlich das Gute triumphieren muss; und es triumphiert tatsächlich, denn die Liebe ist mächtiger. Die Erfahrung des Bösen verweist auf die Spannung zwischen göttlicher Allmacht und Güte bei seinem Wirken in der Geschichte, die ihre geheimnisvolle Erklärung im Kreuzesgeschehen Christi findet12, das uns offenbart, „wie Gott ist“.

Die Definition des Übels als eines Mangels – es ist also für das Universum nicht konstitutiv – ist christlich. Diese Behauptung, dass das Übel existiert, aber keine Substanz hat, bringt die Überwindung des Dilemmas, in das derjenige gerät, der die Realität des Bösen im Namen der Güte und Allmacht Gottes negiert; und das auch dem nicht erspart bleibt, der angesichts der Realität des Bösen die Güte und Allmacht Gottes leugnet. Die Wahrheit der Schöpfung impliziert in letzter Konsequenz, dass es keinen Mangel geben kann, wenn es nicht ein Seiendes gibt, an dem er auftritt, dass also kein Übel denkbar ist ohne ein Gut, das es trägt. Das absolut Böse ist unmöglich. Das Gute ist grundlegender und mächtiger als das Böse13.

Auf die Frage «Wenn es Gott gibt, woher kommen dann die Übel?», antwortet Thomas von Aquin: «Wenn das Übel existiert, dann existiert Gott. Denn es gäbe kein Übel, wenn es nicht die Hinordnung auf das Gute gäbe, dessen Beraubung das Übel ist; und diese Hinordnung gäbe es nicht, wenn Gott nicht wäre»14. Auch wenn die Welt wegen des Übels, das es in ihr gibt, unvollkommen ist, besteht sie; also existiert Gott. Das Übel benötigt ein Subjekt, an dem es haftet (es gäbe keine Blindheit, wenn es nicht jemandem gäbe, dem das Sehvermögen mangelt). Es ist in keineswegs paradox, dass das Übel die Existenz Gottes beweist, denn es führt zur Einsicht, dass die Existenz von etwas Nicht-Notwendigem die Existenz des Absolut-Notwendigen fordert.

6. Vorsehung und christliches Leben

Beim Lesen der Schrift fällt auf, dass es Texte gibt, welche die Vorsehung ausdrücklich erwähnen, vor allem in der Weisheitsliteratur, dass sie aber auch in den heilsgeschichtlichen Texten implizit da ist. Man kann dann den Eindruck gewinnen, dass Gott manchmal eingreift, andere Male aber nicht, so dass er sich zu verbergen scheint. Was ist dazu zu sagen? Gibt es hier einen Widerspruch in der Bibel? Nein. Die Vorsehung ist konstant und real. Sie kennt keine Unterbrechung. Nur die Menschen sind es, die die Vorsehung nicht immer zu deuten wissen. Gott zeigt sich sowohl in dem, was gut scheint, als auch dann, wenn er das Übel und das Leid zulässt. Das Alte Testament lehrt, die Spur Gottes in allem zu suchen und zu finden, wie die Antwort Ijobs an seine Frau nach dem Verlust der Kinder, des Vermögens und der Gesundheit zeigt: «Nehmen wir das Gute an von Gott, sollen wir dann nicht auch das Böse annehmen?» (Ijob2,10)15.

Die scheinbare Ambivalenz der Vorsehung findet im Kreuzestod Christi die endgültige Antwort: «Gottes Kraft und Gottes Weisheit» (1 Kor 1,24). «Wenn wir durch den Glauben diese Macht und diese Weisheit entdecken, befinden wir uns auf den Heilswegen der göttlichen Vorsehung [...]. So offenbart sich die göttliche Vorsehung als das Wandeln Gottes an der Seite des Menschen»16. Aus dem Geheimnis von Passion und Tod Jesu, der größten Ungerechtigkeit der Geschichte, hat Gott das größte Gut erstehen lassen: die Erlösung der Menschen.

Diese Erwägung hat Auswirkungen auf die christliche Spiritualität. Es ist für den Menschen eine Befreiung, sich von einem weisen väterlichen Gott geleitet zu wissen – und nicht von blindem Schicksal. Das Zeugnis der Heiligen (vgl. Katechismus, 313) ist Ansporn, um begreifen zu lernen, «dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht» (Röm 8,28)17. Das tägliche Ja zur Vorsehung ist ein Akt der theologischen Hoffnung, der den verantwortlichen Gebrauch der Freiheit, der zum Plan Gottes gehört, nicht ausschließt. So führt der Glaube an die Vorsehung beim Christen in allen Umständen zu einem kindlichen Vertrauen auf Gott: in Dankbarkeit für die erhaltenen Güter und im Sich-Gott-Überlassen, wenn etwas scheinbar schlecht läuft, weil Gott aus dem Übel größere Güter hervorzubringen vermag.

Grundlegende Bibliografie

Katechismus der Katholischen Kirche, 302-324; Kompendium, 55-58.

—Johannes Paul II., Katechese über die Vorsehung, 30.4. - 25.6. 1986.

—Johannes Paul II., Creo en Dios Padre. Catequesis sobre el Credo (I), Palabra, Madrid 1996, S. 219-253.


1 Thomas von Aquin, Summa Theologiae, I, q. 104, a. 1, ad 4.

2 Vgl. Johannes Paul II., Generalaudienz, 14.5.1986, Nr. 1.

3 Johannes Paul II., Generalaudienz, 28.5.1986.

4 Vgl. Thomas von Aquin, Contra Gentiles, Buch 3, Kap. 95; ebd., Kap. 148.

5 «Gottes Tun schließt das Tun der Zweitursachen nicht aus […]. Außerdem unterliegen die Wirkungen der Tätigkeiten der Zweitursachen der göttlichen Vorsehung, da Gott alle Einzeldinge durch sich selbst ordnet, wie (…) aufgezeigt wurde. Also führen die Zweitursachen die göttliche Vorsehung aus» (Thomas von Aquin, Contra Gentiles, Buch 3, Kap. 77).

6 Vgl. Johannes Paul II., Generalaudienz, 30.4.1986.

7«Dieser letzte Vers des Psalms 102 zeigt, dass die Engel auf ihre Weise nach dem von der göttlichen Vorsehung aufgestellten Plan als starke Helden … seine Befehle vollstrecken» (Johannes Pau II., Generalaudienz, 30.7.1986).

8 Vgl. Thomas von Aquin, Contra Gentiles, Buch 3, Kap. 71. Thomas setzt die Unterscheidung des Augustinus zwischen dem Übel der Schuld und dem Übel der Strafe voraus. Hier spricht er von der Schuld, denn er interpretiert Jes 45,6-7 («Ich bin der Herr und sonst niemand. Der das Licht formt und das Dunkel erschafft, der das Heil macht und das Unheil erschafft, ich bin der Herr, der all dies macht»). Mit Bezug auf die Strafe, vgl. ders., Summa Theologiae, I, q. 49, a. 2.

9 Augustinus, Enchiridion, Kap. 3, Nr.11.

10 Thomas von Aquin, Summa Theologiae, I, q. 22, a. 2, ad 2.

11 Vgl. Johannes Paul II, Erinnerung und Identität.

12 Man kann also ohne Bezugnahme auf Christus die Frage, wie sich das Übel und das Leiden in der Welt mit der Wahrheit von der göttlichen Vorsehung vereinbaren lässt, nicht endgültig beantworten. «Denn einerseits bestätigt Christus – das menschgewordene Wort – […], dass Gott bei jedem Menschen in seinem Leiden gegenwärtig ist, ja, dass er selber das mannigfache Leiden des irdischen Daseins des Menschen auf sich nimmt. Zugleich offenbart Jesus Christus, dass dieses Leiden einen Wert, eine Erlösung und Heil wirkende Kraft besitzt; dass sich in ihm jenes „unzerstörbare Erbe“ vorbereitet […]. Auf diese Weise gewinnt die Wahrheit von der Vorsehung durch die „Kraft und Weisheit“ des Kreuzes Christi ihren endgültigen eschatologischen Sinn. Die endgültige Antwort auf die Frage nach der Präsenz des Übels und des Leidens im Erdendasein des Menschen wird von der göttlichen Vorsehung im Hinblick auf die „Vorherbestimmung in Christus“ des Menschen zum ewigen Leben […] angeboten» (Johannes Paul II., Generalaudienz, 11.6.1986).

13 Eine ausführliche Studie über diese Frage findet sich bei Ch. Journet, El mal: estudio teológico, Rialp, Madrid 1965.

14 Thomas von Aquin, Contra Gentiles, Buch 3, cap. 71.

15 Der hl. Gregor der Große kommentiert: «Die Güter sind Gaben Gottes - die zeitlichen wie die ewigen. Die Übel hingegen sind vorhandenes Unglück, von dem der Herr spricht, wenn er durch den Propheten sagt: “Ich bin der Herr und sonst niemand; der das Licht formt und die Finsternis erschafft, der den Frieden macht und das Unheil erschafft” (Jes 45,5.6.7) […]. Ich forme das Licht und schaffe die Finsternis, denn durch die Geißelschläge des Schmerzes, die außen die Finsternis schaffen, wird das Licht der Lehre im Inneren entzündet. Ich mache den Frieden und schaffe Übel, denn mit Gott wird uns der Friede zurückgegeben. Wenn wir aber das, was gut geschaffen wurde, in verkehrter Weise verwenden, verwandelt sich das, was gut war, für uns in Unglück. Durch die Sünde stellen wir uns gegen Gott; es ist also gerecht, dass wir durch das Unglück seinen Frieden wiederfinden. Wenn daher ein gut geschaffenes Ding sich für uns in eine Ursache des Schmerzes verwandelt, werden wir zurechtgewiesen, und unser Geist kehrt in Demut zum Schöpfer zurück» (Gregor der Gr., Moralia, 3,9,15).

16 Johannes Paul II., Generalaudienz, 11.6.1986.

17 Auf die Erfahrung vieler Heiliger im Lauf der Kirchengeschichte gestützt, findet sich diese Aussage des heiligen Paulus oft beim heiligen Josefmaria, der eine freudige Annahme des göttlichen Willens gelebt und dazu aufgerufen hat (vgl. Josefmaria Escrivá, Die Spur des Sämanns, 127; Kreuzweg, IX, 4; Freunde Gottes, 119).